2020_04_15 Update Corona-Infektion (COVID-19) und Schwangerschaft

Der ÄND – Ärztliche Nachrichtendienst meldet mit Datenstand 30.3. 2020:

"Die Covid-19-Pandemie ist für viele Schwangere eine große psychische Belastung. Schwangere seien allerdings keine besondere Risikogruppe für eine Infektion mit Sars-CoV-2, berichten Dr. Helmut Kleinwechter (Diabetes-Schwerpunktpraxis und Schulungszentrum, Kiel) und Dr. Katharina Laubner von der Universität Freiburg in einem Beitrag zum Thema Coronavirus-Erkrankung und Schwangerschaft."

Grundlage dieser zusammenfassenden Einschätzung der beiden Diabetologen ist eine Pubmed-Literatur-Studie, bei welcher in dieser renommierten wissenschaftlichen Datenbank 13 relevante Publikationen zu dem neuen Thema identifiziert wurden. Der ÄND führt weiter aus:

"Die Symptome seien bei hospitalisierten Schwangeren als tendenziell milder als bei der Gesamtgruppe der Erkrankten angegeben worden. Im Vordergrund hätten nach einer Zusammenfassung von 55 Fällen Fieber (84 %), Husten (28 %), Luftnot (18 %), aber auch Müdigkeit und Myalgie gestanden. Seltener sei über Schnupfen, Halsschmerzen, Hämoptysen oder Diarrhö berichtet worden. Der Anteil pulmonaler Infiltrationen (atypische Pneumonie) nach CT des Thorax habe etwa 70–80 Prozent betragen (in China wird den Autoren zufolge bei pulmonalen Symptomen häufig eine CT des Thorax durchgeführt, durchaus auch bei Schwangeren). Bislang sei nur bei einer Frau eine maschinelle Beatmung erforderlich gewesen. 

Laborchemische Untersuchungen ergaben bei 38 Prozent eine Leukozytose und bei 22 Prozent eine Lymphopenie, seltener eine Thrombopenie (13 Prozent). Einzelne Fälle mit Erhöhung der Transaminasen- oder Kreatinkinasewerte seien beschrieben worden. 

Unabhängig von einer bestehenden Schwangerschaft seien bei Patienten und Patientinnen mit Covid-19 außer einer Lymphopenie und Leukozytose erhöhte Werte für Transaminasen, LDH, Kreatinkinase, hochsensitives Troponin I, D-Dimere, Serumferritin, Interleukin 6, Kreatinin und Prokalzitonin beobachtet worden und mit einer schlechteren Prognose assoziiert gewesen.

Die Verläufe bei Schwangeren wurden den beiden Diabetologen zufolge insgesamt als mild bis mittelschwer beschrieben. Bislang sei nur in einem Fall eine Behandlung auf der Intensivstation nach intrauterinem Fruchttod und Multiorganversagen bekannt geworden. 

Die möglichen Risiken einer verstärkten Virusverbreitung bei einer vaginalen Geburt durch die Atemtechnik der Schwangeren in der Austreibungsphase, d.h. Pusten oder Hecheln bis hin zur Hyperventilation, werde von Experten als nicht relevant eingestuft, wenn das Kreißsaalpersonal adäquate Schutzkleidung trage. Ebenso werde die heute routinemäßig angewendete, verzögerte Nabelschnurabklemmung nach der Geburt des Kindes bis zu einer Minute nicht als Infektionsrisiko für das Neugeborene angesehen. 

Bisher seien alle publizierten Geburten innerhalb von zwei Wochen nach der mütterlichen Infektion erfolgt. Eine intrauterine Infektion sei bislang durch Virusnachweis nicht gesichert worden. Untersucht wurden laut Kleinwechter und Laubner das Neugeborene, die Plazenta, die Nabelschnur, das Fruchtwasser, die Muttermilch und das Vaginalsekret; die Ergebnisse waren alle negativ. Damit gebe es auch keine Hinweise für einen Virustransfer in die Muttermilch."

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