Hochauflösende Ultraschalldiagnostik

Das Auflösungsvermögen der modernen Ultraschallsysteme schreitet stetig voran. Etwa alle 5-10 Jahre kommt es dabei zu einem Quantensprung in der Systemtechnologie. In der Folge wird der Fetus immer präziser und detailverfeinert dargestellt. Dem entsprechend müssen die angeeigneten diagnostischen Sehgewohnheiten in der Analyse des Feten neu eingeübt und fetale Strukturen neu interpretiert werden.

Die systematische sonographische Analyse der Anatomie des Feten ist das zentrale diagnostische Verfahren der Pränatalmedizin. Hochauflösende Ultraschalldiagnostik in Verbindung mit einer entsprechenden Erfahrung des Untersuchers in diesem Gebiet erlauben es, mit hoher Genauigkeit anatomisch unversehrte ("gesunde") Feten von solchen ungeborenen Kindern zu trennen, die eine Abweichung der körperlichen Merkmale als Ausdruck einer zugrundliegenenden Defektbildung oder genetischen Erkrankung aufweisen. Für diese Art der vorgeburtlichen Ultraschalldiagnostik werden seit vielen Jahren auch gleichbedeutend die Begriffe "Organscreening", "Feinscreening", "Feinultraschall", "Organultraschall", "hochauflösende Ultraschalldiagnostik" oder auch "sonographischer Fehlbildungsausschluss" verwendet.

Hiervon abzugrenzen ist die sog. erweiterte Basis-Ultraschalluntersuchung gemäß den Mutterschaftsrichtlinien, die vom nicht in der in der Pränatalmedizin ausgebildeten Frauenarzt im Rahmen der normalen Schwangerenvorsorge angeboten wird: Diese wird auch gelegentlich in sinnentstellender Weise als "Organscreening" bezeicht, wenngleich Umfang, Zielsetzung und Inhalt dieser Untersuchung sich deutlich von der speziellen fetalen Fehlbidlungsdiagnostik unterscheidet (Vergl. im Bereich "Aktuelles" dieser Webpräsenz den Artikel "Organscreening – Umdeutung eines alten Begriffes der Ultraschalldiagnostik").

Die Ultraschalluntersuchung einschließlich Echocardiographie und Doppler erfolgt bei uns mit hochauflösenden Ultraschallsystemen der jeweils neuesten Generation. Unmittelbar nach der Untersuchung wird ein Befundbrief erstellt und der überweisenden Frauenärztin bzw. dem überweisenden Frauenarzt per Fax zugesandt. Das Original des Schreibens erhält die Patientin für ihre Unterlagen. Prinzipiell kann eine systematische Organdiagnostik ("sonographischer Fehlbildungsausschluß") zu jedem Zeitpunkt ab der 12. SSW erfolgen.

Hauptsächliche Untesuchungszeitfenster sind:

– früher Fehlbildungsausschluß (12.-14. SSW)

Der frühe sonographische Fehlbildungsausschluss gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Eine neue, bedeutsame Indikation hierfür ist die Durchführung einer adäquaten und individuell-umfassenden Beratung bei ratsuchenden Schwangeren, welche den modernen Bluttest "PraenaTest" in Anspruch nehmen wollen und andernorts eine spzialisiert Primärdiagnostik (kombinierter NT-Test) haben durchführen lassen. Hier ist die detaillierte sonographie Analyse des Feten vor der Durchführung des PraenaTests unverzichtbare Voraussetzung: Nur durch die detaillierte Kenntnis des augenblicklichen fetalen Zustandsbildes ist es dem Pränatalmediziner möglich, die Möglichkeiten und Grenzen des PraenaTests in Ihrem individuellen Fall richtig einzuschätzen und Sie im Hinblick auf die Durchführung dieses kostspieligen Tests korrekt zu beraten.

Aber auch bei einer auffälligen geburtshilflichen Vorgeschichte (Zustand nach Steriilitätstherapie, Mangelgeburt, Frühgeburt, Fehlbildungen, Chromosomenstörung, wiederholte Aborte) kann eine frühe gezielte Fehlbildungsdiagnostik dazu beitragen, berechtigte Ängste und Sorgen abzubauen.

– klassischer Fehlbildungsausschuß (19.-24. SSW)

Der klassische sonographische Fehlbildungsausschluß wird durch das Hinzutreten der frühen Fehlbildungsdiagnostik keinesfalls entwertet. Vielmehr ist es durch den möglichen Abgleich mit einer vorliegenden frühen Bildinformation möglich, hier die  diagnostische Aussagekraft der Untersuchung noch zu steigern. Dies gilt insbesondere für die Untersuchung des fetalen Herzens und der Strukturen des Gehirns. Die systematische Feindiagnostik zur Schwangerschaftsmitte ist nach wie vor der Goldstandard in der vorgeburtlichen Ultraschalldiagnostik, da hiermit über 90% von gegebenen Fehlbildungen in Spezialistenhand erkannt werden und umgekehrt ein unauffälliger Ultraschallbefund bei der Untersuchung mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 % mit der Geburt eines anatomisch gesunden Kindes einhergeht.

Typische Indikationen, welche eine Überweisung zum Spezialisten nach erweiterter Basis-Ultraschalluntersuchung auslösen können, sind:

– Risikogravidität (BMI) – eingeschränkte Visualisation
– schallkopfzugewandter Seitenventrikel nicht einsehbar
– Beurteilung Kleinhirnwurm – 4. Ventrikel
– Magen flau darstellbar
– Kurzer Femur
– Fruchtwasser grenzwertig oder leicht vermindert/vermehrt
– Rücken nicht komplett einsehbar (z.B. sacrokokzygeal)
– Vierkammerblick bei dorsoant. Lage nicht beurteilbar
– kräftige Füllung Harnblase