FAQ – Häufige Fragen

 

Pränatalmedizinische Untersuchungen sind im Normalfall dadurch gekennzeichnet, daß sie einen hohen Grad an Standardisierung (professionelles Vorgehen-Qualitätsmanagement) besitzen. Dabei werden uns in dieser täglichen Routine gewisse Fragen mit auffallender Regelmäßigkeit gestellt. Diese betreffen meist völlig nachvollziehbare menschliche Regungen wie Neugier, aber auch konkrete Sorge um das ungebore Leben. 

Hier finden Sie Antworten auf Fragen, die typerischerweise und häufig gestellt werden. Klicken Sie auf die verlinkte Frage und Sie erhalten eine ausführlichere Antwort als PDF-Dokument!

Ich wurde in der Frühschwangerschaft geröngt? Besteht eine Gefahr für die Entwicklung meines Kindes?
In aller Regel: Nein. Wenngleich die Anwendung von Röntgenstrahlen in der Schwangerschaft den Einsatz ionisierender Strahlen bedeutet, so liegt bei den gängigen Untersuchungsverfahren in aller Regel die für die fetale Gesundheit relevante tatsächliche Strahlendosis der Gebärmutter (Uterus-Organdosis) deutlich unter dem sogenannten kritischen Schwellenwert von 50 mSv (Milli-Sievert), oberhalb dessen eine Störung der Organanlage entstehen kann. Die tatsächliche Uterusdosis beträgt bei einer Röntgenaufnahme der Lunge (Röntgen-Thorax) weniger al 0,01 mSv, bei einer Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule 1,2 – 6 mSv, bei einer beidseitigen Röngtenaufnahme der Brust (Mammographie) 0,5 mSv, bei einer Computertomographie des Kopfes weniger als 0,1 mSv, bei einer Computertomographie der Lunge weniger als 0,3 mSv und selbst bei einer Computertomographie des Oberbauches nur 3-12 mSv. Die maximale Uterusdosis wird bei gängigen Röntgenuntesuchungen bei der Computertomographie des kleinen Beckens erreicht: Hier beträgt diese 15 – 40 mSv. Damit liegt sie auch hier noch eindeutig unter dem Schwellenwert von 50 mSv.

Kann man beim Nackentransparenztest schon das Geschlecht des Kindes bestimmen?
Nein, hierzu ist es zu früh. Das Geschlecht (die äußere Scham) kann mit Hilfe eines hochauslösenden Ultraschall-Systems an sich klar dargestellt werden. Es sieht aber zu dieser Zeit (11-14 SSW) bei Junge und Mädchen in aller Regel noch gleich aus: Man spricht daher auch vom intermediären Geschlechtshügel. Klitoris und Penis sind in dieser Schwangerschaftsphase gleichgroß und unterscheiden sich allenfalls im Anstellwinkel zur vorderen Bauchwand voneinander. Dieses Unterscheidungsmerkmal ist allerdings in seiner Trennschärfe nicht hinreichend präzise, um hieraus eine verläßliche, seriöse Geschlechtsdiagnose (= Vorhersagegenauigkeit über 95%) herzuleiten.

Immer wieder hört man Angaben wie "Es ist zu 80% ein Junge/Mädchen". Derartige Angaben sind nicht serös, da das Geschlecht beim Menschen – von seltenen Ausnahmen einer Fehlanlage bzw. Fehlentwicklung abgesehen – ein Ja-Nein-Merkmal darstellt: Es liegt entweder zu 100% ein Mädchen oder zu 100% ein Junge vor. Die niedrigste Trefferquote bei der Geschlechtsdiagnostik beträgt übrigens beim Münzwerfen (oder auch beim Betrachten des Fensters während der Ultraschalluntersuchung) immerhin bereits 50%.

– Ist die Choriozottenbiopsie gefährlicher als die Amniozentese?
Nein. Die Bundesärztekammer-Richtlinie "Praenatale Diagnostik" führt dazu wortwörtlich (Seite A-3240) aus: "Das Abortrisiko durch Chorionzottenbiopsie ist an entsprechend ausgewiesenen Zentren nicht höher als das bei der Amniozentese."

– Was hört das Kind beim Ultraschall?
Nichts. Ultraschall arbeitet mit Schallwellen einer Frequenz (= Tonhöhe), die für den Menschen zu keiner Zeit seines Lebens akustisch wahrgenommen werden können. Darüberhainaus ist die benutzte Schallintensität (=Schallamplitude, Lautstärke) derart niedrig, daß selbst wenn die Tonhöhe für das Ohr wahrnehmbar wäre, sie zu gering (zu leise) wäre, um einen akustischen Reiz auszuüben. Vergl. Artikel "Kein Lärmterror im Bauch" im Darmstädter Echo vom 19.9.2012.

– Ist Ultraschall eventuell schädlich für das Kind?
Nein.
Der Grund für diese Frage liegt daran, daß beim Ultraschall wie beim Röntgen am Ende der Untersuchung schwarzweiße medizinische "Bilder" hergestellt und beurteilt werden. Dies ist aber die einzige Gemeinsamkeit zwischen beiden Methoden. Im Gegensatz zum Röntgen, wo diese Bilder mit ionisierender Strahlung (energiereiche "Licht"-Wellen) erzeugt werden, arbeitet der Ultraschall, wie der Name bereits sagt, mit Schallwellen hoher, nicht hörbarer Frequenz und sehr niedriger Energie (geringer Schalldruck). Durch die Begrenzung des benutzten Schalldrucks und seine kurze Einwirkzeit am gleichen Ort ist die im im ortsständigen Gewebe aufgenommene Energie sehr gering und denkbare direkte nachteilige Auswirkungen sind dadurch praktisch ausgeschlossen. Auch in der Langzeitbetrachtung sind keine nachteiligen Effekte auf die Schwangerschaft bekannt: Die Methode wird seit 40 Jahren in der Medizin angewandt und fortwährend im Hinblick auf unerwünschte Nebenwirkungen überprüft (sog. Watchdog-Group der AIUM – Amerikan. Ultraschall-Gesellschaft). Es konnte in all den Jahren kein nachteiliger Effekt der Methode identifiziert werden.

– Was denkt und fühlt das Kind im Mutterleib?
Nichts. Denken und Fühlen ist an eine funktionsfähige Hirnanatomie gebunden. Bis zur 24. SSW gibt es anatomisch keine Verbindungsbahnen zwischen den Hirnkernen und der Großhirnrinde (dem Ort, an welchem der Mensch in den Projektionsfeldern nachgeburtlich Informationen speichert und in den sog. Assoziationsfeldern vergleicht und bewertet). Die Fähigkeit der Hirnbahnen, Information (Nervenimpulse) zu übertragen, ist an die Ummantelung der Nervenfasern mit Myelin (sog. Myelinscheide) gebunden. Dieser Myelinisierung genannte Prozess kommt erst in den Jahren nach der Geburt in Gang. Dies ist wohl auch der Grund, wieso der Mensch aus der Zeit vor seinem 3. Geburtstag in aller Regel keine Erinnerung besitzt. Eine eingehende Darstellung zu diesem Thema finden Sie auf dieser Homepage im Bereich "Die pränatale Welt des Kindes".

– Welche Wirkung hat (meist gefragt: klassische) Musik auf die Schwangerschaft und mein Kind?
Keine direkte. Aus den vorher genannten anatomischen und funktionellen Gründen kann das ungeborene Kind Musik – gleich welcher Stilrichtung – nicht wahrnehmen. Auf die werdende Mutter dagegen kann geschmacklich passende Musik in einer dem situativen Bedürfnis der Schwangeren angemessener Lautstärke durchaus eine entspannende Wirkung  entfalten und sich damit insgesamt positiv, auch auf die Schwangerschaft, auswirken.